Statement von Steffen Rathke, Sprecher der Plattform Forst & Holz, zur Auftaktveranstaltung der Charta für Holz 2.0 am 26. April 2017 in Berlin
„Der Dialogprozess zur Charta für Holz 2.0 ist eine hervorragende Chance, um die Perspektive der Forst- und Holzwirtschaft in die benannten Themen Klimaschutz und Ressourceneffizienz einzubringen und die nachhaltige Waldbewirtschaftung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Nachdem die erste Charta für Holz unter dem Eindruck der Bundeswaldinventur II entstanden ist, zielt die Charta 2.0 nun besonders auf Klimaschutz und Ressourceneffizienz ab. Hier kann die Holzverwendung einen zentralen Beitrag leisten und es ist ein Verdienst dieser Initiative sowie Aufgabe des heute beginnenden Dialogprozesses, dieses Wissen in die Gesellschaft zu tragen.
Eines der prioritären Handlungsfelder der Charta ist das Thema Bauen mit Holz. Dies ist aus unserer Sicht richtig und wichtig, denn gerade beim Bauen gibt die Forst- und Holzwirtschaft Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen: vom Klimaschutz über Wohnraumbedarf bis hin zur Wertschöpfung im ländlichen Raum.
Beim Holzbau gilt es, die Rahmenbedingungen zu verbessern, um der Holznutzung den Weg zu ebnen. Brandschutzvorschriften, Parkplatzvorgaben und reelle Abschreibungszeiträume für Aufstockungen sind nur einige der Stichworte, die hier zu nennen wären. Auch müssen Wohnbaugesellschaften und Investoren besser einbezogen werden.
Blickt man über die deutschen Landesgrenzen hinweg, so können einige Nachbarländer mit Holzbauquoten aufwarten, von denen Deutschland noch sehr weit entfernt ist. Mit deutlich holzfreundlicheren Regularien wird hier schon lange sowohl sicher als auch langlebig gebaut.
Dass Holz nicht dogmatisch als alleiniger Baustoff genutzt werden muss, versteht sich von selbst. Große Erfolge können beispielsweise mit einer Hybridbauweise erreicht werden, bei der die Planer die jeweils verwendeten Baustoffe danach auswählen, für welche Eigenschaften sie an entsprechender Stelle am besten geeignet sind. Lassen wir uns inspirieren von den weltweit zahlreichen Beispielen beeindruckender, mutiger und innovativer Holzbauten. Strukturelle Vorgaben, aber auch holzbauaffine Architekten, Ingenieure und Bauherren machen es möglich.
Doch die Charta beschränkt sich nicht auf den Holzbau. Sie richtet den Blick auch auf den Wald selbst. Denn Holz ist der wichtigste nachwachsende Rohstoff Deutschlands und die vorbildliche Forstwirtschaft ermöglicht es, auch in Zukunft sowohl nachhaltig als auch ressourceneffizient mit dem Wald umzugehen. Als Grundpfeiler der Bioökonomie bietet der Wald zahlreiche Ansatzpunkte auch in Forschung und Entwicklung, um den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Der Klimaschutz gehört auf jeden Fall dazu und hierfür ist der Wald unverzichtbar. Doch er gelingt nur, wenn die Expertise der Forstwirtschaft auch gehört wird. Großflächige Nutzungsverzichte können hier nicht die Lösung sein.
Mit Blick auf den anstehenden Dialogprozess erwarte ich mir von den Akteuren des Clusters, dass sie konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Holzverwendung erarbeiten und diese mit Unterstützung der Politik aktiv und selbstbewusst umsetzen.“